Wir alle kennen die ewigen Nörgler, Schwarzredner und Pessimisten. Irgendjemand kennt immer einen Grund, weshalb etwas nicht funktionieren könnte oder man lieber vorsichtig sein sollte. Besser noch sind diejenigen, die mit aller Kraft den Verantwortlichen suchen, statt Lösungen zu finden.
Aber sich deshalb gleich jedem Risiko aussetzen, weil man allem positiv gegenübersteht, wäre nun die falsche Reaktion auf diesen Pessimismus. Wie bei so vielen Dingen ist ein gesundes Mittelmaß die optimale Lösung.
Wenn Sie hier schon unter 4 Augen reden möchten, vereinbaren Sie gerne ein persönliches Gespräch mit mir.
Das gescheiterte Meeting
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Meeting. Dieses hat sich auf die Fahne geschrieben, Ihr Unternehmen in Bereichen wie Vertrieb, Vermarktungsstrategien oder Mitarbeiterentwicklung voran zu bringen. Ideen werden gesammelt, Strategien entwickelt, Projekte definiert - als sich plötzlich eine Stimme erhebt: „Ich fürchte, ich muss hier etwas Wasser in den Wein gießen.“
Es ist der Auftritt des Mahners, des Kritikers, des Korrektors. Diese Person weist in einer bestechenden Logik nach, die einem Sherlock Holmes würdig wäre, warum die ein oder andere Idee absolut nicht tragfähig ist und in jedem Fall zum Scheitern verurteilt sei. Je nach hierarchischer Stellung des Mahners schließen sich andere sogleich seiner Meinung an. Und schon wird aus einem optimistischen und positiv gestimmten Meeting ein Fanal der Machtlosigkeit, die sich in elegischen Begründungen manifestiert, warum etwas nicht funktionieren kann.
Der umgekehrte Kassandra-Effekt
Bevor überhaupt etwas vorangehen kann, wird eine Idee bereits eingeäschert, eine Chance gar nicht erst ergriffen und Projekte nicht gestartet. Vereinzelte Optimisten und lösungsorientierte Denker werden in einem derartigen Szenario als Träumer oder gar Illusionisten abgestempelt.
Ein solches Denken finden wir nicht mehr nur in Unternehmen. Es hält mittlerweile auch Einzug in die Politik und die Gesellschaft. Der Politikwissenschaftler Christopher Daase bezeichnete es unlängst als den umgekehrten Kassandra-Effekt. Kassandra war in der griechischen Mythologie eine der wenigen, der das trojanische Pferd etwas seltsam vorkam und vehement davor warnte, dieses eigenartige Geschenk zur näheren Betrachtung in die Stadt zu holen. Ihre Warnungen verhallten unbeachtet und der Rest ist bekanntermaßen Geschichte.
Warum vertrauen wir Pessimisten?
Heute hätte Kassandra Hochkonjunktur: als Beraterin der deutschen Wirtschaft, der Politik und vor allem natürlich als gern gesehener Gast in sämtlichen Talkshows. Bleibt die Frage, wieso wir lieber Mahnern und Kritikern vertrauen, statt denen, die Probleme lösen und sich den Herausforderungen stellen? Ist es die Angst ent-täuscht zu werden? Denn wer ent-täuscht wird, hat sich offensichtlich vorher ge-täuscht und wer will das schon?
Vielleicht ist es auch die Hoffnung, im Falle eines Scheiterns der Idee am Ende strahlend hervortreten zu können mit den Worten: „Ich hab doch gleich gesagt, dass das ein Sackbahnhof ist.“ Möglicherweise ist es auch der heimliche Spaß am Grusel des Untergangs in der Hoffnung, dass man selbst einigermaßen ungeschoren davonkommt. Nicht umsonst gelten die apokalyptischen Reiter von Dürer als ganz große Kunst!
Ein gesunder Mittelweg
Aus welchem Grund auch immer Kritiker so viele Anhänger haben: weshalb denken wir nicht einfach alle lösungsorientierter? Es ist wesentlich ressourcenschonender, nach Ideen und Lösungen zu suchen, statt nach Begründungen, weshalb etwas nicht funktioniert hat oder wer denn daran die Schuld trägt.
Was habe ich denn davon, wenn ich weiß, wer schuld ist? Ich kann mich darüber aufregen, ich kann mit dem Finger auf ihn zeigen und ich kann die betreffende Person zur Verantwortung ziehen. Wird deswegen irgendetwas besser, eröffnen sich daraus plötzlich neue Lösungswege, ändert sich irgendetwas? Antwort: Nein!
Natürlich ist es nicht zielführend, sich auf jedes Risiko zu stürzen und jede noch so gewagte Idee zur Heilslehre zu erklären, die bei drei nicht auf dem Baum ist. Doch das beständige Verharren in einem Zustand führt eben auch zu nichts. Ein gesunder Mittelweg ist hier sinnvoll, der Risiken berücksichtigt, aber auch die Chancen zulässt. Es haben schon viele Kaninchen versucht eine Schlange niederzustarren – gelungen ist es meines Wissens bisher keinem.
P.S.
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